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Intuition gewinnt: Warum agile Unternehmen gut aus dem Bauch entscheiden können

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„Wichtige Entscheidungen treffe ich oft auf der Grundlage meines Bauchgefühls.“ Sebastian Nußbaum, Vice President Creative bei Wooga, einem der erfolgreichsten Mobile-Games-Entwickler Deutschlands, gibt offen zu, was die meisten Manager tun, aber nicht laut sagen. Er entscheidet intuitiv. Warum er das tut, beschreibt er in diesem Gastbeitrag.

„Mein Bauchgefühl sagt mir …” – wenn Führungskräfte im Management-Meeting so starten, kommt das selten gut an. Gerade in großen Organisationen definieren KPIs und ausgeklügelte Leadership-Techniken die Entscheidungsfindung. Ich halte das für einen Fehler.



Und ehrlicherweise entspricht es auch nicht der Realität, wie verschiedene, unabhängige Studien zeigen: Zwei Drittel der Entscheidungen, die Manager treffen, sind demnach intuitiv.

Gleichzeitig geben 72 Prozent der Befragten an, ihre Intuition zu verleugnen und im Nachhinein Gründe zu (er-)finden, wenn sie die Entscheidung gegenüber Dritten rechtfertigen müssen. Verkehrte Welt, oder?

Über den Autor: Sebastian Nußbaum arbeitet als Vice President Creative für Wooga mit Sitz in Berlin. Er hat genreprägende Hit-Spiele wie Pearl’s Peril und June’s Journey mitentwickelt und gilt als einer der erfolgreichsten Spieleentwickler Deutschlands.

➡️ Zur Website geht es unter wooga.com.

Bauchgefühl führt schneller zu innovativen Entwicklungen

Dabei ist gerade in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt das Bauchgefühl enorm wichtig. Es führt schneller zu wirklich innovativen Entwicklungen. Das verschafft Unternehmen einen entscheidenden Vorteil in unserer schnelllebigen, herausfordernden Zeit. Für mich ist die Intuitive Führung daher eines der wichtigsten Kompetenzen in agilen Unternehmen.

Zugegeben: Wir sind anders sozialisiert. Seit der Aufklärung steht die Vernunft im Mittelpunkt „vernünftiger“ Entscheidungen. Und ja: Daten, Zahlen, Fakten geben uns Sicherheit –  bei der Entscheidungsfindung und der anschließenden Begründung.

Bei Entscheidungen aus dem Bauch heraus ist das anders: Sie lassen sich schon per definitionem nicht in Worte fassen – müssen sie auch nicht! Laut Cambridge Dictionary ist das Bauchgefühl „eine starke Überzeugung in Bezug auf jemanden oder etwas, die nicht vollständig erklärt werden kann und nicht durch Überlegungen entschieden werden muss“. Intuition ist ein erlerntes Muster, das sich durch jahrelange Erfahrung entwickelt.

Intuition lässt sich trainieren

Bauchgefühl und Intuition sind damit aber auch keine unerklärbaren Skills, mit denen man geboren wird oder eben nicht. Vielmehr gehören sie zur natürlichen Funktionsweise unseres Gedächtnisses und unserer kognitiven Systeme – eine geistige Fähigkeit, die stark von unserer Lebenserfahrung beeinflusst wird.

Unser Gehirn sammelt ständig so viele Informationen wie möglich, vergleicht diese mit den „Big Data“ früherer Erfahrungen und trifft dann eine Vorhersage. Bauchgefühl ist also etwas, das sich erst durch jahrelange Erfahrung entwickelt. Bewusst lernen lässt es sich nicht, wohl aber trainieren, indem Sie immer wieder überprüfen, ob Ihre Annahmen richtig oder falsch sind. Je mehr solche Erfahrungen und Situationen Sie erlebt und bewertet haben, umso besser können Sie sich auf Ihr Bauchgefühl verlassen.

Ich persönlich habe damit beste Erfahrungen gemacht und bin davon überzeugt, dass das Bauchgefühl gerade bei Innovationen von entscheidender Bedeutung ist. Lassen Sie mich das erklären: Ich bin ein kreativer Mensch und arbeite mit hochkreativen Menschen an Projekten, die oft nicht viel mehr sind als eine vage Idee in jemandes Kopf oder ein Pitch mit ein paar Powerpoint-Folien.

Natürlich haben auch wir Zugang zu zahlreichen Daten, um bei Geschäftsentscheidungen auf der sicheren Seite zu sein. Trotzdem verlassen wir uns bei dem Versuch, außergewöhnliche Erlebnisse zu schaffen und innovativ zu sein, auf unser Bauchgefühl.

Foto : Sebastian Nußbaum.

Auf dem Foto: Gastautor Sebastian Nußbaum.

Offen für neue Ideen

In meinen Teams versuchen wir bewusst, eine neue Vision für ein Spiel nicht vollständig auszuarbeiten, sondern die Offenheit zu unseren Gunsten zu nutzen. Alle Beteiligten sollen ihre eigene Vorstellungskraft und Intuition voll ausschöpfen können. Gleichzeitig ist die Entwicklung von Spielen ein ständiger Kreislauf von datengestützten Entscheidungen und Annahmen.

Wir beginnen etwa mit theoretischen Ideen über das Spielerverhalten und die Spielbalance und beobachten dann das tatsächliche Spiel, um das Gameplay zu verfeinern. Dieser iterative Prozess wird sowohl durch Intuition als auch durch Daten beeinflusst.

Bei der Entscheidung, ob eine bestimmte Spielidee weiterverfolgt werden soll oder nicht, hinterfrage ich mich kritisch auch selbst: Ist die Situation wirklich dieselbe wie vor einigen Jahren, als unsere auf den ersten Blick ähnliche Idee nicht erfolgreich war?

Habe ich jetzt vielleicht die Ressourcen, um es anders zu machen? Aber auch: Sage ich nur ja, weil diese Entscheidung im Moment erfreulich ist? Damit trainiere ich mein Bauchgefühl immer weiter.

Es braucht Mut, auf ein Bauchgefühl zu hören, aber es lohnt sich

Zugegeben: Gerade anfangs braucht es Mut, den vermeintlich sichereren Weg der faktenbasierten Entscheidungen zu verlassen, aber es lohnt sich. Hätten wir damals bei unserem Erfolgsspiel June’s Journey allein auf die vorliegenden Daten geschaut, hätten wir wohl niemals ein Spiel entwickelt, das vor allem Frauen über 50 (also alles andere als die typische Gamer-Gemeinschaft) in den Fokus nimmt.

Mit über 1 Milliarde Dollar Umsatz*[1] und millionen Spielerinnen und Spielern ist es heute weltweit das erfolgreichste Wimmelbild-Spiel[2]-Game.

Von Albert Einstein stammt der Satz: „Alles, was zählt, ist die Intuition. Der intuitive Geist ist ein Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“ Ich denke, wir sollten damit anfangen, uns wieder an das Geschenk zu erinnern. Mehr noch, wir sollten es wieder verstärkt nutzen.

Immer dann zum Beispiel, wenn die Datenlage nicht ausreicht, um eine Entscheidung (schnell genug) zu treffen, um frühzeitig Ideen auszusieben und die richtige Richtung einzuschlagen – oder eben auch (und das ist ganz wichtig!) um Innovation voranzutreiben. Hören wir wieder mehr auf unser Bauchgefühl beziehungsweise sprechen wir offen darüber…

➡️ [1] Der Umsatz bezieht sich auf alle Bruttoeinnahmen aus In-App-Käufen und Werbeeinnahmen seit Veröffentlichung.

➡️ [2] Laut Data.ai belegt June’s Journey seit April 2019 bei den In-Game-Käufen im Untergenre „Hidden Object (Puzzle)“ im Apple App Store und Google Play den ersten Platz. June’s Journey ist kostenlos im Apple App Store und Google Play verfügbar.

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PR Agent / Text: Sebastian Nußbaum / © Fotos: Wooga

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