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Papst, Brad Pitt und Alice Weidel – alle schreiben für ein Magazin

Was haben der Papst, Brad Pitt und Alice Weidel gemeinsam? Richtig: Alle drei waren offenbar Autoren bei „The European“. Zumindest stand das so auf der Website des „Magazins für Debatten und Meinungen“.

Dass Seine Heiligkeit zwischen Segen und Synode noch schnell einen Meinungsartikel über europäische Wirtschaftspolitik verfasst, während Brad Britt bei zwei Drehs im Content-Management-System über Klimaschutz philosophiert – geschenkt.



Fake und Fake

Journalismus ist schließlich vielseitig. Dumm nur: Die illustre Autorenriege, bei der neben Alice Weidel noch ganz viele andere Politiker und Prominente auf der Liste stehen, wusste vermutlich nichts von ihrem Glück.

Und jetzt rollt eine Affäre durchs Netz, die selbst hartgesottene Medienkritiker staunen lässt. Der Plagiatsjäger Stefan Weber hat mit Blogger Alexander Wallasch aufgedeckt, was bei der „Weimer Media Group“ wohl jahrelang lief: ein buntes Sammelsurium von geschätzt 950 Fake-Autorenprofilen.

Neben dem Papst, Weidel und Hollywood-Stars tummelten sich dort auch Robert Habeck, Christian Lindner, Benjamin Netanjahu und weitere weltweit bekannte Namen – alle fleißig am Schreiben. Oder eben nicht. Eine Zusammensetzung, die keine normale Redaktion dieser Welt als Autoren zusammenbekommen würde.

Noindex Tag

Besonders pfiffig: Die Übersichtsseite mit den ganzen Namen sowie einzelne Autorenprofile wurden per „Noindex“-Tag vor Google versteckt. Man wollte ja nicht, dass jemand aus Versehen oder per „Google Alert“ draufstößt und dumme Fragen stellt.

Besonders fix: Nach dem Auffliegen verschwanden die peinlichsten Profile schneller, als man nach drei Gläsern Wein „Pressekodex“ sagen kann. Die „Weimer Media Group“ bestreitet bislang alles und nutzt die Unschuldsvermutung.

Besonders pikant: Namensgeber Wolfram Weimer ist aktuell Kulturstaatsminister, also Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien. Wahnsinn.

Online-Beichte

Kritiker sehen einen klaren Fall von Etikettenschwindel gegenüber Lesern und Wirtschaftsbetrug gegenüber Werbekunden. Unterstützer des Blattes reden von einer politischen Schmutzkampagne.

Eines steht fest: Wenn der Papst wirklich für „The European“ schreiben würde, hätte er vermutlich einiges zur Beichte beizutragen. Und in Hollywood würden sie wohl herzlich über Brad Pitt lachen, wenn er für so eine deutsche Plattform seine Lebenszeit verschwendet hätte.

Juristisch könnte es auch richtig ungemütlich werden: Wer fremde Namen ohne Erlaubnis als Autoren führt, bewegt sich nicht nur moralisch auf dünnem Eis, sondern tanzt vermutlich auch durchs Minenfeld des Urheberrechts und Persönlichkeitsschutzes.

Anwalts Goldschatz

Das Recht am eigenen Namen ist in Deutschland ziemlich gut geschützt – und wenn dann auch noch kopierte Zitate oder Meinungen damit verknüpft werden, dürften sich findige Anwälte bereits die Hände reiben.

Von möglichen Schadensersatzforderungen wegen Rufschädigung bis hin zu strafrechtlichen Konsequenzen wegen Identitätsmissbrauchs ist da einiges denkbar. Alice Weidel hat bereits Anwälte beauftragt.

Da kann dann selbst der Papst nicht mehr helfen. So viel zur journalistischen Glaubwürdigkeit. Amen. Aber vielleicht macht Brad Pitt ja noch irgendwann einen Film aus der unappetitlichen Story…

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Sierks Media / © Foto: Markus Winkler, Unsplash

Jan-Christopher Sierks

Autor | Redaktion: media@sierks.media