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Historie – Heinz Sielmanns zeithistorischer Dokumentarfilm wird 35 Jahre alt

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Auf dem Foto: Heinz Sielmann im Gespräch mit Grenzbeamten an der innerdeutschen Grenze während der Dreharbeiten für den Dokumentarfilm „Tiere im Schatten der Grenzen“ im Sommer 1988.

Als Heinz Sielmann im Sommer 1988 mit den Dreharbeiten für den Film „Tiere im Schatten der Grenze“ beginnt, ist noch nicht abzusehen, dass sich diese Grenze kaum anderthalb Jahre später öffnen wird.



Schon kurz nach Veröffentlichung im März 1989 wurde der Film so zu einem zeithistorischen Dokument, das die Realität der deutsch-deutschen Teilung kurz vor ihrer Überwindung festgehalten hat.

Sielmanns Hauptinteresse gilt den Wildtieren und ihren Lebensräumen. Er will die erstaunliche Artenvielfalt zeigen, die in dem schmalen Streifen zwischen Ost und West erhalten geblieben ist, gerade weil das Gebiet über Jahrzehnte für Menschen unzugänglich war.

Die letzten verbliebenen Brutreviere der Kraniche in Westdeutschland lagen alle im Grenzgebiet von Schleswig Holstein und Niedersachsen.

Man sieht intakte Feuchtgebiete mit seltenen Wat- und Eisvögeln und erkennt an den überbordenden Bildern, wie dringend die Natur ungestörte Rückzugsorte braucht.

Aber auch die Grenze selbst wird unweigerlich zur Protagonistin: Man sieht Wachtürme, Patrouillenboote und immer wieder Grenzbeamte, die dabei gefilmt werden, wie sie mit Ferngläsern die Filmcrew beobachten.

Aufwendige Luftaufnahmen zeigen den Kontrollstreifen, der sich wie ein breites Band durch die Landschaft fräst.

Sielmann macht im Film keinen Hehl daraus, was er von dieser Grenze mitten in Deutschland hält: „Mauern, Zäune, Stacheldraht sind unnatürlich. Und unnatürlich ist auch diese innerdeutsche Grenze.“

Am Ende schließt er den Film mit einer aus heutiger Sicht prophetischen Vision: „Ich jedenfalls, meine lieben Zuschauer, kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald.“

Video: Heinz Sielmann – „Tiere im Schatten der Grenzen“

Was Sielmann damals noch nicht ahnen kann: Seine Vision eines Naturschutz-Großprojekts an der innerdeutschen Grenze wird nach der Wende tatsächlich Gestalt annehmen.

Im Dezember 1989 laden die Naturschützer Kai Frobel und Hubert Weiger (Bund Bayern e.V.) zu einem gemeinsamen Treffen von Naturschützern aus Ost- und Westdeutschland nach Hof in Bayern ein. Dort wird die Idee für ein „Grünes Band Deutschland“ geboren, an deren Umsetzung bis heute gearbeitet wird.

Mittlerweile sind das Grüne Band Thüringen (seit 2018), das Grüne Band Sachsen-Anhalt (seit 2019) und das Grüne Band Hessen (2023) als Nationales Naturmonument ausgewiesen. Immerhin 85 Prozent des ehemaligen Grenzstreifens sind heute streng geschützt.

Auch die Heinz Sielmann Stiftung engagiert sich dafür, die Vision ihres Stiftungsgründers Wirklichkeit werden zu lassen. Die Stiftung hat bislang rund 100 Hektar Land am Grünen Band erworben, um diese wertvollen Lebensräume auch für die Zukunft zu erhalten.

Auch nach Abschluss der Dreharbeiten bleiben Heinz Sielmann und seine Ehefrau Inge der Region zeitlebens verbunden. Als das Ehepaar 1994 die Heinz Sielmann Stiftung gründet und nach einer geeigneten Zentrale sucht, stoßen die beiden auf das wenige Kilometer von Duderstadt entfernte Gut Herbigshagen.

Der Gutshof wird in den Folgejahren aufwendig modernisiert und beherbergt heute ein Natur-Erlebniszentrum mit einer Bioland-zertifizierten Landwirtschaft und einem ganzjährigen Besucherangebot.

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© Foto: Heinz Sielmann Stiftung, sielmann-stiftung.de / Video: YouTube

Sven Müller

Autor | Redaktion: media@sierks.media